Tugenden als Führungsgrundlage

Es gibt viele Führungsgrundsätze, die heute verkündet werden. Ich möchte eine alte Tradition aufgreifen und die vier Kardinaltugenden: Gerechtigkeit, Tapferkeit, Maß und Klugheit und die drei göttlichen Tugenden: Glaube, Hoffnung und Liebe als Grundlage des Führens nehmen.

Jeder Kardinaltugend ordnet sich jeweils eine Tugend (Komplementärtugend) an, die ihr verwandt ist und sie weiter entfaltet: der Gerechtigkeit die Wahrheit, der Tapferkeit die Treue, der Klugheit die Weisheit und dem richtigen Maß die Versöhnung.

Die Kardinaltugenden sind für die griechische Philosophie der Weg, den Reichtum der Seele zu entfalten, den Menschen zu seinem wahren Selbst zur führen und ein gedeihliches Miteinander zu ermöglichen.

Die drei göttlichen Tugenden sind für die Theologie und Philosophie des Mittelalters die konkrete Entfaltung der Spiritualität für den Alltag. Spiritualität heißt dabei nicht, daß ich möglichst fromm bin, sondern daß an der Art und Weise meines Führens deutlich wird, wie ich den Menschen sehe und wie ich mit ihm umgehe, ob da etwas Geistliches und letztlich zutiefst Menschliches aufscheint.

Pater Anselm Grün – deutscher Mönch, 1977-2013 Cellerar der Benediktinerabtei Münsterschwarzach (*1945); aus „Führen mit Werten“ (Olzog Verlag 2003) , Zitateheft 2005