Die neue Lebensmaxime des Norman Rentrop
Helmut Matthies in AUFWÄRTS 1/99
„Darf man als christlicher Unternehmer eigentlich ‚Kopfjäger‘ einsetzen, also Leute, die dafür bezahlt werden, daß sie bei der Konkurrenz Top-Mitarbeiter abwerben?“
Mir fiel peinlicherweise spontan keine Bibelstelle dazu ein. Doch der, der fragte, hatte inzwischen schnell selbst eine überzeugende Antwort gefunden, nämlich: „„ein. Denn im Zehnten Gebot heißt es: ‚Du sollst nicht begehren deines nächsten Mitarbeiter.‘ Damit ist das Problem für Norman Rentrop entschieden. Norman Rentrop?
Ja, es gibt ihn tatsächlich, und sogar unter diesem, seinem Geburtsnamen. In Millionen Haushalten landeten in den letzten zwanzig Jahren schon ein- oder mehrmals Werbebriefe mit Themen wie: „Werden Sie Ihr eigener Chef!“, „Wie halte ich eine überzeugende Rede“, „Wie bleibe ich gesund?“, wie benehme ich mich, komme ich mit einem PC klar?
59 Informationsdienste und Zeitschriften zur Beratung und Weiterbildung bietet der Rentrop Verlag. Am erfolgreichsten ist weiterhin das allererste Objekt: „Die Geschäftsidee“.
Weil Rentrop Unzählige zu Selbständigen werden ließ, heißt er in Wirtschaftskreisen „der Unternehmermacher“. Seine Firma ist mittlerweile der siebtgrößte Fach- und Wissenschaftsverlag. 1997 gab es mit 162 Millionen Mark Jahresumsatz ein neues Rekordergebnis: elf Prozent mehr, erwirtschaftet von weltweit rund 600 Mitarbeitern. Rentrop gibt außerdem das Wirtschaftsmagazin „Chef“ heraus, ist am Fernsehkanal „ntv“ beteiligt und hat gerade eine Journalistenakademie in seiner Heimatstadt Bad Godesberg gegründet. Im Sommer 1998 verlieh er zum vierten Mal den „Cicero-Rednerpreis“ für besondere rhetorische Leistungen unter anderem an Bertelsmann-Chef Mark W. Wössner. Der Gründer von allem und heutige Chef über 59 Chefredakteure müßte angesichts dieser Leistung eigentlich bereits 104 Jahre alt sein. Doch er ist gerade mal 40.
Schon mit zwölf fing Rentrop für die Schülerzeitung an zu schreiben. Mit 18 Jahren gründete er einen Verlag und dann gleich seinen ersten Beratungsdienst. Und all das neben einem Studium der Betriebswirtschaft.
Daß derart erfolgreiche Menschen Christen werden, ist selten. Doch Norman Rentrop wurde es, und das kam so: Er wuchs zwar in einer bürgerlichen Godesberger Familie protestantisch auf, doch eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus hatte er nicht. Vor acht Jahren fand er im Nachtschrank eines Hotels in Baden-Baden ein Neues Testament, das die dafür Bekannten „Gideons“ ausgelegt hatten. Es faszinierte ihn so, daß er seitdem täglich die Bibel liest. Er, der „große Macher“, erkannte, daß er umkehren muß. Gott sollte sein „Macher“ werden.
Als ihn aus Anlaß seines 40. Geburtstags im Oktober 1997 die Frage nach dem Sinn seines Lebens beschäftigte, wurde ihm die Geschichte von der Begegnung Jesu mit Maria und Martha besonders wichtig. Jesu Mahnung: „Eines ist not“, nämlich auf Gott zu hören und nach seinem Willen zu fragen, ist ihm seitdem Lebensmaxime. Und so lautet seine Frage bei vielen Entscheidungen immer wieder: Was würde Gott dazu sagen?