Weiterentwicklung vom inhabergeführten Einzelfirma zur managementgeführten Aktiengesellschaft
erschienen in „medien aktuell“
Norman Rentrop (41), Inhaber der gleichnamigen Verlagsgruppe mit Hauptsitz in Bonn, bringt sein Unternehmen, Kern der siebtgrößten deutschen Fach- und Wissenschafts-Verlagsgruppe (Jahresumsatz rund 164 Millionen DM, weltweit 600 Mitarbeiter, 11 Prozent Gruppenwachstum) in die VNR Verlag für die deutsche Wirtschaft AG ein. Neben der AG sollen jedoch weiterhin der Fachverlag für Informationsdienste (FID) und der Baufachverlag in Idstein (ADI) bestehen bleiben. Älteste Publikation ist „Die Geschäftsidee“, es folgten „Der Erfolgsberater“, „Der Werbeberater“, „Der Reden-Berater“, „Trendletter“, „Immobilien-Berater“ und „Der Sozialversicherungs-Berater“. medien aktuell sprach mit Norman Rentrop über seine unternehmerischen Pläne.
medien aktuell: Herr Rentrop, Sie beabsichtigen, Ihre Unternehmen in eine Aktiengesellschaft einzubringen. Was ist der Grund dafür?
Norman Rentrop: Ich habe mich seit längerem darauf vorbereitet. Werner Otto, Gründer des Otto-Versandes, beschreibt in seiner Autobiographie den Übergang vom Einzelunternehmen zur managementgeführten Unternehmung. Und genau das ist der Schritt, den wir in unserer Unternehmensentwicklung vornehmen werden.
ma: Wer werden künftig die handelnden Personen sein?
Rentrop: Vorstand der Aktiengesellschaft ist Helmut Graf. Er ist Diplom-Kaufmann und seit neun Jahren bei uns tätig. Er hat sich um das Schweizer, das österreichische und das gesamte internationale Geschäft gekümmert, zudem die Publikationen mit den osteuropäischen Partner-Verlagen aufgebaut. Er leitet den Verlag Neue Märkte, die Tochtergesellschaft im Konsumentenbereich und den Fachverlag für Informationsdienste (FID). Seit einigen Jahren ist er mit mir in der Gesamtverlagsleitung tätig. Jetzt folgt für ihn der nächste Schritt: die Übernahme des Vorstands.
ma: Soll aus dem Alleinvorstand später ein erweiterter Vorstand werden?
Rentrop: Wir suchen vier weitere Vorstände.
ma: Welche Aufgabenbereiche werden die Fünf übernehmen?
Rentrop: Helmut Graf wird Vorstandsvorsitzender, es wird zwei verlegerische Vorstände geben, einen Vorstand für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit und einen – wie wir sagen – für die „Talentsuche“, also Personalarbeit.
ma: In welchem Zeitraum wird sich der Vorstand konsolidieren?
Rentrop: Ich gehe davon aus, daß das eine Aufgabe für die nächsten zwei Jahre sein wird.
ma: Wenn Sie sich als Unternehmer auf den Aufsichtsrat beschränken werden, heißt das, Sie lassen es künftig etwas ruhiger angehen?
Rentrop: Ich sehe es nicht als Beschränkung, sondern als die nächste Stufe der Entwicklung an – genauso wie bei Werner Otto.
ma: Können Sie den Vergleich mit Werner Otto etwas erläutern?
Rentrop: Als Werner Otto 1962 an die Umstrukturierung ging, hatte das Unternehmen einen Umsatz von um die 280 Millionen, heute liegt er bei 29 Milliarden. Also eine Verhundertfachung.
ma: Wie würden Sie denn Ihre künftige Rolle definieren?
Rentrop: Während sich der Vorstand künftig um das Tagesgeschäft kümmert, kann ich mich auf strategische Aufgaben konzentrieren und dadurch mehr Nutzen stiften. Ich habe das Motto so formuliert: Am Unternehmen arbeiten, nicht im Unternehmen.
ma: Sie werden es also so ähnlich machen wie Werner Otto?
Rentrop: Werner Otto hat im Verlauf weitere Aktivitäten für die Gruppe entwickelt. Genauso stelle ich es mir auch vor.
ma: Ihr neues Büro wird etwa 1000 Meter von Ihrem bisherigen entfernt sein. Aus welchem Grund?
Rentrop: Auch dafür war mir Werner Otto Leitbild: Ich will vermeiden, daß ich von leitenden Mitarbeitern bei Begegnungen auf dem Flur oder im Fahrstuhl in Entscheidungsprozesse hineingezogen werde, für die der Vorstand zuständig ist. Ich konzentriere mich im Aufsichtsrat auf strategische Entscheidungen, neu zu gewinnende Vorstandsmitglieder und andere im Aktiengesetz vorgeschriebene Aufgaben.
ma: Soll auch der Aufsichtsrat personell erweitert werden?
Rentrop: Ja. Wir haben seit 1989 einen dreiköpfigen Beirat: Dr. Michael Fuchs, erfolgreicher Gründungsunternehmer aus Koblenz und Präsident des Bundesverbands Groß- und Außenhandel, Wirtschafts-Journalist Axel Gloger aus Bonn und Gerd Rippl, Geschäftsführer des Versandhauses Conrad-Elektronik.
ma: Wird der nächste unternehmerische Schritt der Gang an die Börse sein?
Rentrop: Die Aktiengesellschaft ist jetzt für mich der logische Schritt, die nächste Stufe der Unternehmensentwicklung einzuleiten. Die Aktiengesellschaft wird von Aktionären geprägt, die Chancen und Risiken der Marktwirtschaft tragen. Wir wachsen aus eigener Kraft. Auch größere Akquisitionen können wir selbst finanzieren. Deshalb ist der Gang an die Börse zur Zeit nicht vorgesehen. Mit der Aktiengesellschaft wollen wir noch attraktiver für Führungskräfte und Autoren werden.