So werden Sie endlich Ihr eigener Chef

Auch wenn’s in der Wirtschaft kriselt – keiner sollte den Kopf hängen lassen. Denn mit ein bißchen Mut und Energie kann man aus diesem Tief schnell ein Hoch machen. Und das ist sogar schon mit einem Einsatz von wenigen hundert Mark möglich. Das kann sogar für jemanden gelten, der heute noch verzweifelt und ohne Aussicht auf Arbeit auf der Straße steht.

Bunte

Vielleicht ist auch für Sie die Selbständigkeit genau der richtige Weg zu neuen Ufern. BUNTE-Redakteur Helmut Böger hat in Bonn eine Idee entdeckt, die vielen helfen kann:
An der Ausfallstraße B9 nach Bad Godesberg ist an eine Hauswand schwarz auf gelb gepinselt „die geschäftsidee“. Dort hat Norman Rentrop (24) sein Büro. Der junge Mann im grauen Anzug ist seit seiner Volljährigkeit Unternehmer – ein Unternehmer, der andere zu Unternehmern macht. Seine Idee war, Marktnischen aufzuspüren, in denen auch heute noch Profit zu machen ist. Den Verlag „die geschäftsidee“ hat er mit zusammengesparten 20.000 Mark aufgebaut. Heute, sechs Jahre nachdem er mit einer Schreibkraft angefangen hat, beschäftigt der Sohn eines FDP-Bundestagsabgeordneten 70 Leute, sein Unternehmen macht im Jahr fast fünf Millionen Mark Umsatz. Und alle zwei Monate erscheint eine Ausgabe der „geschäftsidee“ mit ausgetüftelten Konzepten, wie man sein eigener Boß wird.

Da gibt es ein Rezept, wie man mit nur 500 Mark Anfangskapital eine Dachrinnenreinigung aufmacht oder wo man am besten ein Fißneßcenter aufbaut. Norman Rentrop und seine Mannschaft haben alles genau berechnet. Eine Garantie geben die Rentrop-Männer zwar nicht. Aber viele gute Tips.

BUNTE hat ein paar Jung-Unternehmer nach dem Geheimnis ihres Erfolgs befragt.

Beispiel 1: In Erftstadt wohnen Vater Walter und Sohn Theo Tackenberg, 59 und 28 Jahre alt. Seit vier Jahren sind sie Unternehmer. Ihr Hauptgeschäft sind Einrahmungen, aber sie verdienen auch Geld mit Ölporträts und Fotogemälden. „Schwierige Zeiten waren das im ersten Jahr“, so erinnert sich Sohn Theo, gelernter Betriebswirt. Doch das Geschäft der Tackenbergs läuft. Wer zu ihnen kommt, kann sich malen lassen – von einem Künstler, der im fernen Asien seinem Handwerk nachgeht. Ein Foto wird dorthin geschickt, nach ein paar Wochen kommt ein naturgetreues Porträt-Bild, schön in Öl, zurück.

Beispiel 2: Ein ganz junger Jung-Unternehmer ist Andreas Tisler aus Rheinbach. Seit dem November 1981 ist der 20jährige Kunstleder-Reparateur. Er hat Kraftfahrzeugmechaniker gelernt, doch in diesem Beruf „konnte ich nicht genug verdienen“, gesteht er offen. Er investierte 5000 Mark Startkapital und bietet sich nun an, kaputte Kunstledersachen instandzusetzen.

Die handwerklichen Fertigkeiten für diesen Job kann sich jeder in zwei bis drei Wochen aneignen. Tislers Monatsverdienst beträgt zur Zeit zwischen 3000 und 4000 Mark.

Beispiel 3: Ihr Hobby zum Beruf machten der 30jährige Günter Sacher und sein um fünf Jahre jüngerer Bruder Manfred. In Schwalbach betrieben die beiden seit zwei Jahren einen Bonsai-Laden. Manfred, vorher Telefonverkäufer, bekennt: „40-Stunden-Woche, das ist nicht mehr.“ Aber er hat seinen Sprung in die Selbständigkeit noch nie bereut.

Beispiel 4: Ihre eigene Chefin wollte auch Eva Kahlert sein. Sie machte im November 1981 im westfälischen Menden ein Farbkopiercenter auf. Ihr Ehemann Peter, ein Produktionsingenieur, hatte sich geärgert, daß man so schwer an farbige Kopien kommt. Die Kahlerts dachten nach, lasen einschlägige Bücher, prüften den Markt und stellten fest: Auch für die Kleinstadt Menden lohnt sich diese teure Investition, die ihnen die Bank finanzierte.

Beispiel 5: Eine Rieseninvestition, die sicher nicht jeder verkraften kann, hat Volker Ebner (37) gemacht. Der gelernte Jurist und Deutsche Meister im Judo-Mittelgewicht von 1973 hat Banken und Freunde angepumpt, um eine Million locker zu machen. 150.000 Mark hatte er selbst. Mit diesem Geld baute er in Bonn, gleich hinterm Stadthaus, ein Fitneßcenter mit Trainingsmöglichkeiten für Zweikampfsport, Bodybuilding und Gymnastik. 60 Mark kostet die Clubmitgliedschaft. Ebner hat den Trend erkannt: In einer Gesellschaft, die immer mehr Freizeit hat, haben Fitneß und Sport Hochkonjunktur. Ebners Laden läuft.

Was sind das denn nun für Leute, die in wirtschaftlich so schwierigen Zeiten das zusätzliche Wagnis der Selbständigkeit eingehen? Sind sie tollkühn, leichtsinnig? „Schlechte Zeiten sind gut für gute Leute“, weiß Michael Rieck (24) aus dem Hause des Selbständigmachers Rentrop. Es sind Leute, die an etwas glauben, zunächst einmal an sich und an ihre große Chance. Und trotz 11.000 Pleiten und Vergleiche allein im Jahr 1981 wagen rund 120.000 Bundesbürger jedes Jahr den Sprung zur Selbständigkeit und werden damit ihr eigener Chef. Und die meisten wissen, was auf sie zukommt: Mehr Arbeit als vorher. Aber auch die Chance, das eigene Schicksal besser beeinflussen zu können. Das alte Sprichwort ist aktuell wie eh und je: Ohne Fleiß kein Preis.

Ohne viel Eigenkapital sich selbst in den rechten Rahmen rücken
Jungunternehmer Walter Tackenberg setzte auf Bilder und Rahmen. Dazu läßt er nach Fotos Porträts malen. Das kommt an bei der Kundschaft.

Mit Minibäumen aus Fernost auf eigenen Füßen
Günter und Manfred Sacher aus Schwalbach züchten und verkaufen mit Erfolg Bonsaibäumchen. Den Tip lieferte ihnen „die geschäftsidee“ von Norman Rentrop.

Der Mann, der seine besten Ideen verkauft
Norman Rentrop, der Verleger der „geschäftsidee“ und selbst noch Jungunternehmer, gibt Tips und Konzepte für alle denkbaren Vorhaben und Unternehmen. Weil seine Ratschläge gut sind, floriert auch sein eigener Betrieb.

Gewußt wie- und schon läuft der eigene Laden
Farbkopien bekommt man heute immer noch sehr schwer. Dieser Zustand ärgerte Eva und Peter Kahlert, und sie eröffneten flugs in Menden ein Farbkopiercenter. Mit wenig Eigenkapital, aber sehr viel Mut und Energie und – viel Erfolg.