Interview mit Norman Rentrop über Geld und Gott: Ist Geld böse? Wie können Christen mit Geld umgehen? Macht Geld glücklich? Was ist mit dem Geben?
aus der Zeitschrift von „Campus für Christus“
Norman Rentrop ist Gründer und Aufsichtsratsvorsitzender einer großen Verlagsgruppe, die über 60 Fachzeitschriften und Informationsdienste im Bereich Industrie und Wirtschaft herausgibt. In den Unternehmen sind 300 festangestellte Mitarbeiter in Bonn-Bad Godesberg tätig, 600 sind es weltweit.
1998 wechselte Norman Rentrop aus der aktiven Verlagsarbeit in den Aufsichtsrat. Er wirkt heute bei Bibel TV mit, einem im Aufbau befindlichen digitalen Fernsehsender, der 24 Stunden täglich biblische Inhalte ausstrahlen wird.
Mit Norman Rentrop sprach Hans-Joachim Hahn
Impulse: Ist Geld böse?
Norman Rentrop: Es ist wie bei einem Messer. Ein Messer kann eine höchst nützliche Einrichtung sein, wenn ich Gemüse schneiden will, oder wenn ich irgend etwas operieren will. Genauso wie ein Messer eben eine scharfe Waffe sein kann und ich mich auch selber am Messer verletzen kann, wenn ich nicht aufpasse. Viel Gutes läßt sich mit Geld stiften , aber auch viel Böses anrichten. Geld hat auch etwas mit Macht zu tun und ist wie Macht eine zweischneidige Sache. Wir können sie zum Guten wie zum Bösen einsetzen.
Impulse: Macht Geld glücklich?
Norman Rentrop: Trotz der Binsenweisheit „Geld macht nicht glücklich“ gibt es immer noch etliche Menschen, die meinen: „Wenn ich doch nur das große Los ziehen würde, wenn ich doch nur 1 Million DM im Lotto gewinnen würde, dann, ja dann wäre alles ganz anders, dann würde mir nichts mehr zu meinem Glück fehlen.“ Viele Lottomillionäre sind jedoch nach zwei Jahren ärmer als vorher. Sie konnten einfach nicht damit umgehen. Und sie merkten, dass Geld keine Erfüllung bietet.
Geld ist natürlich toll, wenn man Erfolg hat, wenn alles klappt, wenn man sich wie im Sport anstrengt und dann tatsächlich sein Ziel erreicht. Wenn man ein Unternehmen gründet und anderen Nutzen stiftet, wenn man sich wochenlang vorbereitet und der große Abschluß gelingt, wenn man monatelang an einem Manuskript feilt und dann das fertige Werk in Händen hält, dann kommt Schaffens- und Werkfreude auf.
Impulse: Dann macht eigentlich der Erfolg glücklich?!
Norman Rentrop: Erfolg ist schön, gibt uns auch oft ein Hochgefühl; nur dass das Hochgefühl nicht von Dauer ist. Langfristig macht wirtschaftlicher Erfolg nicht glücklich, er erfüllt eben nicht. Wirtschaftlicher Erfolg bringt zudem viel Stress, Neid, eine Menge Konflikte und viel Einsamkeit mit sich. Inneren Frieden und Erfüllung bringt wirtschaftlicher Erfolg nicht mit sich. Der kommt nur durch die persönliche Beziehung zu Jesus Christus.
Impulse: Wie sehen Sie als Christ das Verhältnis zum Geld?
Norman Rentrop: Zuerst einmal frage ich mich: Wofür brauche ich Geld überhaupt? Für das Wichtigste schon mal nicht.
Das Wichtigste gibt es kostenlos, sagt uns die Bibel in Jesaja 55. Die Segnungen, die Gott uns schenkt, gibt es ohne Geld. Gott fragt uns, wieso uns andere Dinge wichtiger sein können,
wo er doch der einzige ist, der wirkliche Zufriedenheit bringen kann.
Impulse: Wofür ist Geld dann nützlich?
Norman Rentrop: Als Tauschmittel, als Recheneinheit, als Wertaufbewahrungsmittel.
Nicht Geld an sich ist die Wurzel alles Übels, sondern die Liebe zum Geld, die Habgier, lehrt uns im Neuen Testament der 1. Brief an Timotheus (Kapiteln 6, Vers 10). Geld, Macht, Sex sind die großen Versuchungen der Welt. Und die Frage, die sich jeder zu stellen hat, lautet: Worauf will ich mein Leben aufbauen, wen oder was stelle ich in den Mittelpunkt? Diese Versuchungen oder Gott? Stelle ich Gott in den Mittelpunkt und baue ich mein Leben auf ihn auf?
Impulse: Ist Geld ein Tabu?
Norman Rentrop: „Über Geld spricht man nicht“ – diese Verhaltensregel führt dazu, dass wir Deutschen oft ein ziemlich verkrampftes Verhältnis zum Geld haben. In der Bibel ist Geld kein Tabuthema. In der Bibel kommt das Wort Geld häufiger vor als das Wort Himmel. In vielen Gleichnissen greift Jesus das Thema Geld auf.
Impulse: Kann Geld Sicherheit geben ?
Norman Rentrop: Wirkliche Sicherheit kann nur Gott geben. Geld als Sicherheit ist genau wie Immobilieneigentum, Aktienbesitz, Gold, Silber oder Edelsteine eine Illusion.
Als warnendes Beispiel führt Jesus den reichen, selbstgefälligen Grundbesitzer an (Lukas 12)“Ein reicher Grundbesitzer hatte eine besonders gute Ernte gehabt. Was soll ich jetzt tun?, überlegte er. Ich weiß gar nicht, wo ich das alles unterbringen soll! Ich hab“s, sagte er, ich reiße meine Scheunen ab und baue größere! Dann kann ich das ganze Getreide und alle meine Vorräte dort unterbringen und kann zu mir selbst sagen: Gut gemacht! Jetzt bist du auf viele Jahre versorgt. Gönne dir Ruhe, iss und trink nach Herzenslust und genieße das Leben! Aber Gott sagte zu ihm: Du Narr, noch in dieser Nacht werde ich dein Leben von dir zurückfordern! Wem gehört dann dein Besitz?“
Gott rät uns, lieber Schätze im Himmel anstatt auf der Erde zu sammeln, geistliche Schätze.
Auf einer Veranstaltung von Campus für Christus lernte ich das Konzept der Haushalterschaft (englisch: stewardship) kennen. Das, was Gott an Gaben mitgegeben hat, der reiche Segen, den Gott uns gibt, ist nicht zum Horten gedacht. Irgendwann werden wir vor unserem Herrn die Frage zu beantworten haben: „Was hast du aus den Gaben, die ich dir gab, gemacht?“
Impulse: Wie kam es dazu, dass Sie das erkannten?
Norman Rentrop: Es waren eigentlich Krisen, die mich ins Nachdenken und Umdenken brachten. Die erste Krise war ein Angriff von außen, eine Verleumdungskampagne eines Konkurrenzblattes, die zu viel Schmerz, aber auch dazu geführt hat, dass ich meinen Standpunkt klarer bestimmt habe. Was mir dabei geholfen hat, war, dass ich einige Jahre zuvor über eine Gideonbibel in einem Hotel wieder regelmäßig zum Bibellesen gefunden hatte und durch eine Evangelisation mit Billy Graham mich entschlossen hatte, mein Leben Jesus Christus zu übergeben. Damit durfte ich irgendwo die Gewissheit haben, es steht einer hinter mir, es hält einer seine Hand über mich. Es trägt mich einer, von dem ich weiß, ich kann mich auf seine bedingungslose Liebe verlassen: auf Gottes Liebe.
Impulse: Und die zweite Krise?
Norman Rentrop: Die zweite Krise ist mein vierzigster Geburtstag gewesen, mein schwierigster Geburtstag überhaupt. Die statistische Mitte des Lebens war erreicht. Drei Jahre vorher schon verkaufte mir mein Friseur die erste Flasche Haarwuchsmittel. Der Lack war ab. Verschiedenste Gedanken kreisten monatelang in meinem Kopf: Soll ich kürzer treten? Was ist der Sinn des Lebens? Was muss ich verändern? Einige wichtige Gespräche mit Christen, Bücher und Vorträge halfen mir, darauf Antworten zu finden. Ich erkannte, dass Erfolg, dass Machen nicht alles ist. Gerade für mich als Tatmenschen, als Macher bedeutete dies ein Umdenken.
Impulse: Wie schaffen Sie es, dass das Reich Gottes erste Priorität bleibt?
Norman Rentrop: Eine Richtschnur für das tägliche Handeln ist für mich die Frage: was würde Jesus tun? Ethisches Verhalten ist das, wie ich mich verhalte, wenn ich weiß, dass mir keiner zuschaut oder zuhört. Ich stelle mir die Frage; was wird der Vater im Himmel dazu sagen, wenn ich eines Tages vor ihm stehe?
Eine zweite Möglichkeit ist das Gebet vor Entscheidungen. Ich meine nicht Beten um einen bestimmten Betrag oder um eine bestimmte Entscheidung, sondern Beten um Führung, um Weisheit, um Liebe. Ein wichtiges Thema ist für mich Beten in Gemeinschaft. „Wenn zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“. Das Versprechen gilt, dass ein anderer Geist bei einer Zusammenkunft herrscht, bei der Jesus Christus dabei ist. Er ist eben da, wenn man sich in seinem Namen trifft.
Das alles ist leicht gesagt, aber nicht immer leicht umzusetzen. Oft falle ich zurück in alte Gewohnheiten. Wenn ich hier über meinen persönlichen Weg im Glauben spreche, dann bin ich dabei kein Experte. Ich fühle mich wie einer, der versucht, im täglichen Leben Glauben in die Praxis umzusetzen.
Impulse: Wie halten Sie es mit dem Geben?
Norman Rentrop: Beim Stichwort Geben kommen mir drei Bibelstellen sofort in den Sinn:
Zum ersten das, was die Bibel zum Zehnten sagt. Ich empfinde den Zehnten als Ausdruck von Dankbarkeit, nicht etwa als Steuer für Gott. Ich würde mich freuen, wenn öfter vom Segen des Zehnten gepredigt würde.
Zum zweiten: „Geben ist seliger denn Nehmen“
Und zum dritten: „Gott liebt einen freudigen Geber“.
Impulse: Wie war das mit Bibel TV?
Norman Rentrop: Ich habe das Gefühl, dass Gott mir vor zweieinhalb Jahren dieses Vorhaben aufs Herz gelegt hat. Bibel TV wird als digitaler Fernsehsender 24 Stunden am Tag Bibelfilme wie den Jesusfilm ausstrahlen, dazu Bibel-Lesungen und Bibelverse sowie Dokumentationsfilme über die Bibel. Wir Deutschen verbringen im statistischen Durchschnitt rund 20 Prozent unserer wachen Zeit vor dem Fernseher. Menschen dabei nicht ohne Gottes Wort zu lassen, das ist das Anliegen. „Bibel pur“ heißt das Konzept. Es wird getragen von 15 Gesellschaftern: Kirchen, Missionswerken und christlichen Verlagen und Produktionsgesellschaften aus dem evangelischen, katholischen und freikirchlichen Bereich. Bibel TV arbeitet ausschließlich gemeinnützig. Engagierte Christen unter Leitung von Henning Röhl, dem früheren Fernsehdirektor des MDR, bereiten den Sendestart in Hamburg vor. Vor uns liegt noch viel Arbeit. Wir brauchen viel Gebetsunterstützung.