Kein Mensch baut die Kirche, sondern Christus allein. Wer die Kirche bauen will, ist gewiß schon am Werk der Zerstörung. Denn er wird einen Götzentempel bauen, ohne es zu wollen und zu wissen.
Wir sollen bekennen – Er baut.
Wir sollen verkündigen – Er baut.
Wir sollen zu ihm beten – Er baut.
Wir kennen seinen Plan nicht.
Wir sehen nicht, ob er baut oder einreißt.
Es mag sein, daß die Zeiten, die nach menschlichem Ermessen Zeiten des Einsturzes sind, für ihn die großen Zeiten des Bauens sind, mag sein, daß die menschlich gesehen großen Zeiten der Kirche Zeiten des Einreißens sind.
Es ist ein großer Trost, den Christus seiner Kirche gibt:
Du bekenne, verkündige, zeuge von mir, Ich allein aber will bauen, wo es mir gefällt.
Fahr mir nicht ins Regiment.
Kirche, tu Du das Deine recht, dann hast Du genug getan.
Aber tu es auch recht.
Sieh nicht nach Meinungen und Ansichten, frage nicht nach Urteilen.
Rechne nicht immer wieder, sieh Dich nicht nach anderem Halt um.
Nicht nur Kirche bleibe Kirche, sondern Du Kirche bekenne, bekenne, bekenne.
Christus allein ist Dein Herr, von seiner Gnade allein lebst Du, wie Du bist.
Christus baut.
Dietrich Bonhoeffer – deutscher evangelischer Theologe (Bekennende Kirche) und Widerstandskämpfer (1906-1945), aus seiner Predigt zu Matthäus 16, 13-18 (Berlin, 23. Juli 1933), erschienen in „Dietrich Bonhoeffers Werke“(Band 12 „Berlin 1932-1933“, S. 465ff, 1997), Zitateheft 2022