Bücher als Hauptwerkzeuge der Bildung

Wenn es keine Bücher gäbe, wären wir alle völlig roh und ungebildet, denn wir besäßen keinerlei Kenntnisse über das Vergangene, keine von göttlichen oder menschlichen Dingen. Selbst wenn wir irgendein Wissen hätten, so gliche es den Sagen, die durch die fließende Unbeständigkeit mündlicher Überlieferung tausendmal verändert wurden. Welch göttliches Geschenk sind also die Bücher für den Menschengeist! Kein größeres könnte man sich für ein Leben des Gedächtnisses und des Urteils wünschen. Sie nicht lieben heißt die Weisheit nicht lieben. Die Weisheit aber nicht lieben bedeutet, ein Dummkopf zu sein. Das ist eine Beleidigung für den göttlichen Schöpfer, welcher will, dass wir sein Abbild werden.

Johann Amos Comenius – mährischer Philosoph, Pädagoge und evangelischer Theologe, Bischof der Böhmischen Brüder (1592-1670), aus „Über den rechten Umgang mit Büchern, den Hauptwerkzeugen der Bildung. Eine Rede, vorgetragen zu Beginn der Arbeit im Großen Hörsaal der Schule zu Sáros Patak“ (28. November 1650)